Mit einem neu gegründeten Förderkreis will die Evangelische Stadtkirchengemeinde einen Teil zur Finanzierung der Sanierung ihrer barocken Stadtkirche beitragen. Denn, wie sich bereits seit vielen Wochen abzeichnet, müssen immense Summen investiert werden, um das Gotteshaus zu erhalten. Bei einem ersten Treffen der Interessent*innen gab es Informationen rund um die geplante Sanierung.
Im Oktober vergangenen Jahres lösten sich etwa 300 Kilo Putz und Gesims von der Decke der Stadtkirche. Zum großen Glück waren zu diesem Zeitpunkt keine Besucher*innen in der Kirche und es kam niemand zu Schaden. „Es sah fast wie eine kleine Explosion aus“, erklärte Architekt Jürgen Schimmelpfeng vom Büro Müntinga und Puy aus Bad Arolsen, das mit der Sanierung des barocken Baus beauftragt wurde. Die Decke habe an dieser Stelle unter extremer Spannung gestanden, auch im weiteren Umfeld hätten sich Risse im Putz des Gewölbes gezeigt. Zur Absicherung wurde die Kirche sofort geschlossen, Architekten, Denkmalpfleger und weitere Sachverständige wurden zu Rate gezogen.
Probleme mit der Decke der Stadtkirche gab es indes schon beim Bau. Noch vor Fertigstellung stürzte 1771 die Innendecke ein, auch bei Sanierungsarbeiten in den Jahren 1936 und 1984 musste immer wieder an der Kirchendecke gearbeitet werden. Geschuldet ist dieser Umstand auch dem sehr hoch zulaufenden Gewölbe sowie unterschiedlichen Lehm- und Putzschichten, die nicht mehr aneinanderhaften und Hohlräume gebildet haben. Auch die Nägel der Stuckleisten greifen nicht mehr so, wie sie es sollten.
Wie umgehen mit den Stuckschäden in der Stadtkirche von Bad Arolsen? Bezirkskonservator Dr. Bernhard Buchstab und Sven Rühlmann als Architekt der Landeskirche lassen sich von den Sanierungsexperten des Architekturbüros Müntinga und Puy über den neusten Stand der Untersuchungen informieren. Alles in allem ein Sanierungsprojekt, das vermutlich mehrere Jahre dauert und in die Millionenhöhe geht. Denn zunächst muss der gesamte Innenraum der Kirche eingerüstet werden, um genauestens Wände und Decke zu prüfen. Schwierigkeit an der Sache: Bei den Bauunterlagen fehlen die Pläne der Dachkonstruktion, so dass mit Hilfe eines Laserscans Messungen durchgeführt werden, um die Konstruktion des barocken Daches zu verstehen.
Das heißt natürlich auch, dass während der gesamten Bauphase nur sehr eingeschränkt Gottesdienste möglich sind, dass Kunstgegenstände in Sicherheit gebracht werden müssen, die Orgel teilweise abgebaut und geschützt werden muss.
„Ob und wie wir während der Bauphase Gottesdienste feiern können, das muss sich in der Praxis erweisen“, betont der Bad Arolser Pfarrer Gerhard Lueg. Glücklicherweise habe die Gemeinde mit der ehemaligen Hofkirche in Helsen ein großes Kirchengebäude, zudem stelle das Fürstenhaus in der Sommerzeit gerne die Schlosskapelle für Gemeindegottesdienste zur Verfügung. Im großen Saal des Bathildisheims fanden bereits in der Weihnachtszeit Gottesdienste statt. „Für all diese Möglichkeiten sind wir sehr dankbar“, sagt Pfarrer Lueg.
In Bad Arolsen ist man sich einig, dass alle Mühe und Unterstützung in das Projekt zum Erhalt der Stadtkirche fließen muss. Unterstützung verspricht sich der Förderkreis dabei nicht nur von Gemeindemitgliedern sondern auch von einem Großteil der Bürgerschaft, denn die barocke Stadtkirche ist nicht nur Mittelpunkt der kirchlichen Gemeinde der Barockstadt sondern auch Zeugnis eines regen künstlerischen und gesellschaftlichen Lebens.
Schon bei der ersten Infoveranstaltung des Förderkreises zeigten die Bad Arolser reges Interesse. Gekommen waren neben Bürgermeister Jürgen van der Horst, auch Dekanin Eva Brinke-Kriebel, natürlich Pfarrer Gerhard Lueg, der über die Historie des Baus informierte, Pfarrer Jörg Hebrank und Pfarrer Uwe Hoos-Vermeil sowie die Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Annemarie Hesse.
Hier die Bankverbindungen des Förderkreises:
Waldecker Bank,
DE34 5236 0059 0000 1287 83
Sparkasse Waldeck-Frankenberg
DE63 5235 0005 0009 5477 20
Das Anmeldeformular für eine Mitgliedschaft im Förderkreis zum Download finden Sie hier:
https://www.ev-kirche-bad-arolsen.de/wp-content/uploads/2021/06/IMG_20210618_0001.pdf